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Frühchen - ein voreiliger Start ins Leben

Wenn das Baby zu früh kommt, ist die Welt erst einmal durcheinander

Babys gelten als früh geboren, wenn sie in der 36. Schwangerschaftswoche oder früher auf die Welt kommen. Intensive medizinische Hilfe brauchen jedoch nur die Frühchen, die unter 1500 Gramm bei der Geburt wiegen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl dieser Frühgeborenen verdoppelt: Ungefähr 8.000 Frühchen werden im Jahr auf einer Frühgeborenen-Intensivstationen betreut.

Warum es immer mehr früh geborene Babys gibt, ist nicht ganz geklärt. Ein Teil davon sind Mehrlingsgeburten, die durch eine "Kinderwunsch-Behandlung" entstanden sind.

Vor 30 Jahren haben nur 10 Prozent dieser Frühchen die ersten Tage überlebt.. Heute ist es - Gott sei Dank - umgekehrt: 90 Prozent der Frühgeborenen überleben und das meist ohne schwerwiegender Schäden.

Es gibt etwa 400 Frühchen im Jahr, die weniger als 500 Gramm wiegen, wenn sie zur Welt kommen. Sie mussten Mamas Bauch schon in der 25. oder 26. Schwangerschaftswoche verlassen.

Die Überlebensrate dieser sehr kleinen Babys liegt in Deutschland bei mindestens 75 Prozent. Diese Frühchen sind aber oft durch eine unreife Lunge, Infektionen und Hirnblutungen gefährdet und tragen ein erhöhtes Risiko für Missbildungen. Viele Studien zeigten, dass es dem Frühgeborenen besser ging, wenn seine Umgebung auf seine Bedürfnisse achtet und es nach dem Prinzip des "minimal Handling" versorgt wird.

Das heißt, die Krankenschwestern versorgen die Frühgeborenen so behutsam wie es nur geht. Immer weniger Frühchen werden künstlich beatmet und für die winzigen Babys, die es doch brauchen, hat sich die Beatmungstechnik erheblich weiterentwickelt. Früher lagen die Frühchen nackt und ohne Umrandung in den Inkubatoren. Heute sorgen Kuscheltiere und Nestchen für Geborgenheit. Auch der Lärmpegel ist gesunken. Die medizinischen Apparate sind leiser und viele Alarmsignale werden nur noch angezeigt.

Vor allem können Eltern Ihr Frühchen sehen, so oft es geht, weil Körperkontakte die Entwicklung wesentlich verbessern. So wird in vielen Krankenhäusern bei stabilem Zustand des Frühchen die "Känguru-Methode" praktiziert: Die Mutter oder der Vater legt das Frühgeborene direkt auf die Brust. Die geht auch, wenn das Frühchen noch künstlich beatmet werden muss. Messungen zeigen, dass Frühchen atmet durch die vertraute Nähe tiefer und brauchen weniger Sauerstoff.

Doch auch wenn Eltern Ihren Säugling so oft wie möglich besuchen, gehen sie doch ohne Kind - erstmal – nachhause.

Das ist für die meisten Eltern nur schwer zu ertragen. Gespräche mit anderen Menschen tragen am ehesten dazu bei, dass die Angst um das Kind nicht ins Unermessliche wächst. Weil leider nicht immer ein vertrauter Mensch ansprechbar ist, gibt es heute in vielen Kliniken mit einer Frühgeborenen-Station betreute Selbsthilfegruppen, in denen Eltern sich austauschen können.

Oft vergehen mehrere Wochen, bis ein Frühchen nach Hause darf. Für die Eltern resultiert daraus häufig ein Acht-Stunden-Tag in der Klinik, weil sie so viel Zeit wie möglich mit ihrem Kind verbringen wollen. Der Kontakt zum normalen Leben kommt ihnen oft abhanden.

Doch auch diese - unendlich scheinende - Zeit geht einmal vorüber und dann gehen die glücklichsten Eltern mit Ihrem Baby auf dem Arm nachhause.


 

 


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