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Die moderne Geburt

"Hauptsache gesund" - ist das wirklich alles?

Das ist wohl das Wichtigste bei einer Geburt: ein gesundes Baby. Doch welche Strapazen muss eine werdende Mutter dafür auf sich nehmen: Neun Monate lang gibt es Kaffee ohne Koffein, morgens dafür Yoga und abends Folsäure-Tabletten. Neun Monate lang klappert die werdende Mutter alle Infoabende der nächstliegenden Entbindungskliniken ab. Im Vorbereitungskurs lernt sie das "richtige" Atmen und Entspannungsübungen, die dabei helfen sollen, ihr Baby auf die Welt zu bringen..

Diese Geburt des Babys soll - laut Wunsch - etwas so ablaufen:

Das Zeichen zum Aufbruch in die Klinik soll das Baby selbst geben dürfen. Denn es wird vermutet, dass die Wehen angeregt werden, wenn das Baby gegen Ende der Schwangerschaft verstärkt ein für die Lungenentfaltung benötigtes Protein bildet. Während der Geburt brauchen die Mutter und das Baby dann immer genügend Sauerstoff und keinen Stress. Das heißt vor allem: Keinen Stress für die werdende Mutter, sprich: Keinen Hunger, keinen Durst, keine Sorgen. Um sie herum nur fürsorgliche, vertraute Begleiter. Am Ende hat die glückliche Mutter - erschöpft, aber gesund - ihr Baby auf den Arm.

Schöne, heile, Wunschwelt.

Die Realität sieht - leider - meist anders aus: Von jährlich etwa 700.000 Babys, die in Deutschland geboren werden, wird nur etwa jedes 100. Baby stressfrei geboren. Weil es leider im Normalfall bei einer Geburt Komplikationen gibt und weil die Mutter vom Klinikalltag entnervt ist.
Es nervt: Der Einlauf, die Schamhaarrasur und ein stundenlanges Liegen auf dem Rücken, während das CTG die Herztöne des Babys und die Wehen aufzeichnet.
Es nervt: Alle halbe Stunde eine Hand zwischen den Beinen, die kontrolliert, ob und wie sich der Muttermund öffnet.
Es nervt: Das Essen und Trinken strikt verboten sind, für den Notfall.
Es nervt: Das trotz all der guten und helfenden Haltungen (z.B. an ein Seil geklammert, so dass die Schwerkraft helfen kann), die Mutter sich liegend winden muss.

Für die meisten werdenden Mütter ist es ihre erste Geburt, die sie live miterleben - die erste Geburt, über die sie nicht nur lesen oder sie im Fernsehen sehen. Werdende Mütter und erfahrene Mütter tauschen sich meist nicht mehr aus. Außer einer Andeutung: "Das ist schon nicht so schlimm" oder "Das haben Frauen schon vor tausenden von Jahren geschafft - da schaffst du das auch!" erfahren die meisten Erstgebärenden meist nichts.

Woher sollen denn diese werdenden Mütter wissen, dass eine Geburt nicht nur schön und bedeutend, sondern vor allem auch schmerzhaft und Nerven zehrend ist. Dass all die schönen, neuen Apparate - dass die allzu hoch gepriesene Medizin - ihr doch nicht die Mühen und die Schmerzen abnehmen kann. Dass der eine Heultag, über den es so viel zu lesen gibt, manchmal eine Woche dauert und dass es durchaus vorkommt, dass das - unter Schmerzen geborene - Baby die frischgebackene Mutter nicht gleich vor Liebe überschäumen lässt? Woher sollen Mütter wissen, dass es zwar nicht schön ist, ein Baby zur Welt zu bringen, aber doch bewegend und bedeutend?

Woher sollen diese werdenden Mütter wissen, dass man diese Geburt nicht - ohne Not - der Klinikroutine opfern muss?

Moderne Technik oder heimische Geborgenheit?

Die Suche nach dem besten Ort für die Entbindung des Babys wirft für viele werdende Mütter einige Fragen auf.

Heute muss - und kann - sich Mutter entscheiden: Möchte sie ihr Baby lieber inmitten von hochmoderner Technologie - die im Falle des Falles ihr und dem Baby das Leben retten - kann entbinden? Oder möchte sie lieber in der heimischen Geborgenheit - die ihr meist mehr Ruhe und Geborgenheit bringt - ihr Baby zur Welt bringen? Entscheidet sich die werdende Mutter für die Sicherheit, entscheidet sie sich gleichermaßen für:

  • Hebammen, die im Schichtwechsel arbeiten
  • Geräte, die brummen und
  • ein Mehrbettzimmer, in dem weder die Mutter noch das neugeborene Baby die angemessene Ruhe finden

  • Außerdem gibt es noch so viele Gesichtspunkte, die in die Entscheidung einfließen können: Möchte die werdende Mutter ihr Baby lieber in einem Geburtshaus oder in einer Uni-Klinik (evtl. mit gleich angeschlossener Säuglings-Notfallstation) zur Welt bringen? Oder ist es wichtig, dass frau bei der Geburt auf Medikamente oder eine PDA zurückgreifen kann? Oder - ganz das Gegenteil - möchte die Mama eine Klinik, in der möglichst selten Dammschnitte durchgeführt werden, die Homöopathie und Akupunktur anbietet? Fragen über Fragen, über die sich erst einmal die werdende Mutter klar sein muss - falls sie weiß, dass es so viele Unterschiede gibt. Denn viele Erstgebärende entscheiden sich ganz einfach für die nächstgelegene Klinik - weil ihnen niemand gesagt hat, dass es so viele - manchmal wichtige - Unterschiede gibt.

    Mittlerweile kommen kaum mehr als 2 % der Babys daheim zur Welt. Noch nach dem 2. Weltkrieg wurden Babys zuhause geboren. Allerdings starben 1950 auch noch fünf von hundert Babys während oder nach der Geburt. Ende der sechziger Jahre zahlten dann die Krankenkassen allen Frauen eine Geburt in der Klinik. Im Jahre 1980 sank die Zahl der Babys, die bei der Geburt starben, auf 5 von 1000. Das lag zum Großteil daran, dass sich die hygienischen Verhältnisse verbessert hatten und die Frauen immer besser vorbereitet in die Schwangerschaft gingen.

    Der Wandel der Krankenhäuser

    Da sich die meisten werdenden Mütter doch für eine Klinik-Geburt entscheiden, werden wir diesen Aspekt etwas genauer unter die Lupe nehmen.

    Als Ende der sechziger Jahre die Krankenkassen jeder Frau ermöglichten, ihr Baby in einem Krankenhaus zu entbinden, waren die Verhältnisse dort nicht wirklich gut. Die werdende Mutter wurde auf einer "Pritsche" in einem meist weiß gekachelten Raum von einem nicht unbedingt netten Personal betreut. Jegliches Gefühl für diesen so einmaligen Augenblick ging dabei verloren. Erst als durch die Einführung der Pille immer weniger Babys zur Welt kamen, stellten sich die Krankenhäuser um. Da wichen die Pritschen einer bequemen Liege - oder gar einer Badewanne. Der Vater - sonst ausgeschlossen - durfte endlich seiner Frau bei der Geburt des Babys unter die Arme greifen und dieses einmalige Ereignis endlich wieder miterleben. Bald durfte er die Nabelschnur durchschneiden. Dem Augenblick, dem "Eltern - werden" und dem Glück, es zusammen zu schaffen, stand man endlich Platz und Zeit zu.

    Leider werden aber auch immer mehr Eingriffe in die Geburt - in die Natur - hingenommen. Nein, nicht wenn es wirklich notwendig ist! - Sondern einfach routinemäßig - weil es so bequemer ist - oder weil man jetzt gerade Zeit dafür hätte. Ungefähr ein Viertel aller Babys werden durch künstliche Hormone auf die Reise geschickt, und gut ein Drittel wird während der Geburt zur Eile gedrängt. Die meisten Geburten werden heute von Medikamenten gesteuert und von Apparaten überwacht.

    Jedoch hat dadurch weder die Baby- noch die Müttersterblichkeit weiter abgenommen. Im Gegenteil: es können sogar Nachteile dadurch entstehen. Denn jeder einzelne Eingriff - egal wie groß oder klein - birgt Risiken für Mutter und Baby. Gerade der Kaiserschnitt - der im Notfall angewandt, Leben retten kann - wird häufig ohne wirklichen Grund angewandt. Nach einer Studie der WHO (Weltgesundheitsbehörde) sind bei etwas mehr als zehn Prozent alle Geburten die Gesundheit - oder gar das Leben - von Mutter und Baby gefährdet. Dort ist selbstverständlich der Kaiserschnitt die beste Lösung. Bei uns in Deutschland wird aber mittlerweile jedes vierte Baby - in manchen Krankenhäuser gar jedes zweite Baby - durch Kaiserschnitt entbunden. Doch hier - wo oft kein akuter Notfall vorliegt - übersteigen die Risiken den Nutzen.

    Alle Eingriffe in den Ablauf einer Geburt - egal ob Wehentropf oder PDA (Periduralanästhesie) - sind, falls kein Notfall vorliegt, nicht nur unnötig (oder gar gefährlich), sondern zum Fenster rausgeworfenes Geld.

    Eine ambulante Geburt - gegen die bei normaler Schwangerschaft und einer gesunden Mutter nichts spricht - kostet fast nichts.
    Ein Kaiserschnitt kostet dagegen ca. 2500 Euro.

     

     


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